Grenzen zwischen Logistik und Fertigung überwinden
Als Mitglied des Bundesvereinigung Logistik haben wir am Forum Automobillogistik am 05. und 06.02.2020 in Leipzig teilgenommen.
Das Forum Automobillogistik ist eine Gemeinschaftsveranstaltung des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) e.V. und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.. Es ist der jährliche Treffpunkt von Logistikern und Supply-Chain-Managern der Hersteller (OEM) und Lieferanten sowie von Automobilexperten aus Logistik-, IT-, Verpackungs-, Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen.
In Fachvorträgen haben Referenten der führenden deutschen OEM und Zulieferunternehmen vorgestellt, mit welchen Fragestellungen sie sich in der Logistik befassen und welche Lösungen gefunden wurden.
Schwerpunkt war die Optimierung der Schnittstelle zwischen Logistik und Fertigung. Während sich die beiden Fachbereiche bisher separat optimiert und automatisiert haben, zwingt die weiterführende Automatisierung der Produktion die Schnittstelle zwischen Logistik und Fertigung übergreifend zu optimieren und neu zu vereinbaren. Wenn beispielsweise Teile für die Fertigung voll automatisiert bereitgestellt werden, kann das finale Entfernen von Verpackungen nicht mehr durch die Logistik erfolgen, sondern muss durch einen Mitarbeiter der Fertigung vorgenommen werden.
Fahrerlose Transportsysteme (FTS) sind der Schwerpunkt der Automatisierung in der Logistik
Den Schwerpunkt bei der Automatisierung in der Logistik bilden die Fahrerlosen Transportsysteme (FTS), die zunehmend auch bei den Zulieferern mit ihren spezifischen Anforderungen in sehr engen Flächen zum Einsatz kommen. Bei den OEMs werden FTE auch als Träger für die Fahrzeuge selbst eingesetzt. Sie ermöglichen so die Flexibilisierung der Fertigungsstraßen.
Damit ergibt sich die Herausforderung verschiedene FTS für Logistik und Fertigung von unterschiedlichen Herstellern auf einer Fläche zu steuern und dafür die Steuerungssoftware zu integrieren.
Im Rahmen der Abendveranstaltung hat die neue Präsidentin des VDA, Hildegard Müller, die Entwicklungen und Herausforderungen der Automobilwirtschaft zusammengefasst. Besonderen Stellenwert hat dabei die Reduzierung des CO2 Ausstoß und die Bereitstellung der dazu erforderlichen Antriebstechnologien.
Das Kundencenter im Porsche Werk Leipzig bot für die Abendveranstaltung einen beindruckenden Rahmen
Zudem zeichnete sich das Logistikteam aus dem Porsche Werk Leipzig für ein Innovationsprojekt aus. In dem Projekt steigern sie mittels Optimierung und Automatisierung in der Logistik die Effizienz weiter und reduzieren den CO² Ausstoß deutlich.
Auch in der Aftersales Logistik schreitet die Digitalisierung voran
Eindrucksvoll ist die Automatisierung in der weltweiten Mercedes Teilelogistik. Dort sind nicht nur FTE, fahrerlose Gabelstapler und Handschuhscanner erfolgreich im Einsatz. Es stehen auch fahrerlose Mercedes LKW kurz vor dem Praxiseinsatz in der Teilelogistik. Damit bewältigt das umsatz- und margenstarke Aftersalesgeschäft das stetig wachsende Volumengerm im Tagesgeschäft. Darüber hinaus bereitet es sich gleichzeitig für die Herausforderungen der Zukunft vor.
Die Aufgabenstellung eine Supply Chain zu gestalten und erfolgreich zu steuern, wird zunehmend anspruchsvoller:
- steigende Komplexität in der globalen Supply Chain
- immer kürzere Produktlebenszyklen
- steigende Erwartung der Kunden an Reaktionszeiten
- steigende Komplexität der Produkte (zum Beispiel steigender Softwareanteil an der automotiven Wertschöpfung)
- Zunahme kundenspezifischer Produkte
- sinkende Zuverlässigkeit von Forecasts und Planungsgrundlagen (Entscheidungen zur nächsten Produktgeneration sind trotz umfangreiche Daten in Echtzeit unternehmerisch riskant)
- wirtschaftliche Notwendigkeit knapper Bestände zu führen
Der Einsatz neuer Technologien bietet einerseits Chancen, die Herausforderungen bei der Gestaltung und Steuerung der Supply Chain zu bewältigen. Er ist gleichzeitig eine zusätzliche Aufgabenstellung, die mit oft viel zu knappen Ressourcen bewältigt werden muss und birgt Risiken in Form von Fehlinvestitionen.
Wie die Vorträge zeigen, geht die Automatisierung in der Supply Chain in großen Schritten voran: Ansätze für neue datenbasierte Geschäftsmodelle werden zwar noch spärlich behandelt, aber voraussichtlich in den nächsten Veranstaltungen mehr Raum einnehmen.